Gedanken zur Apostelgeschichte 

(aus den Gottesdiensten, die ich 2021 in der Christusgemeinde moderiert und in denen ich gepredigt habe)

Wir haben die Wahl

Apostelgechichte 1,26: Und sie warfen das Los über sie und das Los fiel auf Matthias; und er wurde hinzugezählt zu den elf Aposteln.

 

Wir haben die Wahl – zum Beispiel die Wahl, welche Nachrichten wir in unser Leben lassen – zur Pandemie, zum Lockdown, zu Inzidenzen ... Nachrichten aus den Mainstream-Medien, Nachrichten aus den Sozialen Netzwerken, Nachrichten aus der Zeitung, aus dem Fernsehen, aus dem Internet, aus dem Freundeskreis ...

 

Ich habe für uns heute bewusst einmal sieben – meiner Meinung nach – positive, ermutigende Nachrichten aus den vergangenen Wochen ausgewählt, die vielleicht untergegangen sind:
  • 2. März: Müllsammler des Kölner Vereins Krake fischen 3,73 Tonnen Müll aus den Rheinauen
  • 10. März: In Australien wurde eine seit 100 Jahren verschollene Bienenart wiederentdeckt.
  • 11. März: Um Vorurteile aus dem Weg zu räumen wurde das Projekt „Meet a Jew“ ins Leben gerufen. Ziel ist nicht nur mehr Toleranz gegenüber jüdischen Menschen in Deutschland zu schaffen, sondern auch einen Einblick in die Religion und die Bräuche des Judentums zu erhalten.
  • 30. März: In der Sesamstraße gibt es jetzt zwei neue, schwarze Puppen – die Macher wollen damit ein Zeichen gegen Rassismus und für die Vielfalt setzen.
  • 6. April: Denkmal- und Umweltschutz: Venedig bleibt beim Verbot für Kreuzfahrtschiffe
  • 8. April: Neue Studien belegen, dass Naturgeräusche wie Vogelgezwitscher, Wasser oder Wind sehr förderlich sind für die mentale Gesundheit.
  • 20. April: Ein Uni-Startup aus Mannheim hat eine innovative Körperlotion entwickelt, die gegen Malaria schützt und eine erfolgreiche, sowie kostengünstige Prophylaxe für die Menschen ist, die sich die meisten Malaria-Mittel nicht leisten können.
Positive Nachrichten, ermutigende Sätze, motivierende Worte.
Wir befinden uns ja noch am Anfang unserer Predigtreihe über die Apostelgeschichte und noch vor Pfingsten also bleiben wir heute gedanklich noch im ersten Kapitel. Nach der Auferstehung blieb Jesus vierzig Tage bei den Menschen, die mit ihm zusammen waren „und redete mit ihnen vom Reich Gottes“. Danach fuhr er auf in den Himmel, und die anderen blieben auf seinen Wunsch in Jerusalem und warteten auf den verheißenen Heiligen Geist  es waren „Petrus, Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon der Zelot und Judas, der Sohn des Jakobus“ also die elf Jünger außerdem noch Maria, Jesu Mutter, Jesu Brüdern sowie einige Frauen.
Lukas erzählt uns keine Details aus diesen gut sechs Wochen. Er gibt nur das Thema an, das sie die ganzen Tage über beschäftigt hat: das Reich Gottes. Jesus redete mit ihnen vom Reich Gottes von der Saat, vom Sämann, vom Senfkorn, vom Sauerteig, vom Unkraut zwischen dem Weizen, vom verlorenen Schaf, vom verlorenen Groschen, vom Vater und seinen beiden Söhnen, vom Schatz im Acker, von er kostbaren Perle, den wartenden Jungfrauen, den anvertrauten Talenten, dem klugen Haushalter und dem großen Abendmahl Jesus redet davon, dass das Reich Gottes nicht durch einen gewaltsamen Umbruch kommt, nicht durch eine Revolution, sondern dass es allmählich wächst und sich entwickelt ist, dass es sich unter den Menschen verwirklicht, dass es aus unscheinbaren Anfängen heraus wächst, lange Zeit im Verborgenen bleibt und letztlich doch die ganze Welt umspannen wird, dass es polarisiert, sie aber nicht die Aufgabe haben, zu richten, dass sie mitwirken sollen und können, Gott aber der ist, der sein Reich aufbaut, dass es um die Vollenndung des Menschen in der Gemeinschaft mit Gott geht und darum, dass der Mensch als Ebenbild Gottes wertvoll, also es wert ist, ins Reich Gottes zu kommen ...
Mitten unter uns, schon angebrochen, ein großartiges Zukunftsbild ... als ich über diese vierzig Tage nachdachte, musste ich sofort an einen Spruch von Antoine de Saint-Exupéry denken:
Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.
 
Oder
Wenn Du Gottes Reich bauen willst, dann trommle nicht Menschen zusammen, um Bibeln zu kaufen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Menschen die Sehnsucht nach der wunderbaren Gemeinschaft mit Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Und jetzt kommen wir zu dem Abschnitt, den Benjamin und ich für heute ausgewählt haben. Ich lese ihn kurz uns vor.
Apostelgeschichte 1,15-26
Und in diesen Tagen trat Petrus auf unter den Brüdern – es war aber eine Menge beisammen von etwa hundertzwanzig – und sprach: Ihr Männer, liebe Brüder, es musste das Wort der Schrift erfüllt werden, das der Heilige Geist durch den Mund Davids vorausgesagt hat über Judas, der denen den Weg zeigte, die Jesus gefangen nahmen; denn er wurde zu uns gezählt und hatte Anteil am gleichen Dienst. Der erwarb einen Acker von dem ungerechten Lohn und stürzte vornüber und barst mitten entzwei, und alle seine Eingeweide quollen hervor. Und es ist allen bekannt geworden, die in Jerusalem wohnen, sodass dieser Acker in ihrer Sprache genannt wird: Hakeldamach, das heißt Blutacker. Denn es steht geschrieben im Buch der Psalmen (Psalm 69,26; 109,8): »Seine Behausung soll verwüstet werden, und niemand wohne darin«, und: »Sein Amt empfange ein andrer.« So muss nun einer von den Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns ein und aus gegangen ist – seit seiner Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns genommen wurde –, mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden. Und sie stellten zwei auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias, und beteten und sprachen: Herr, der du aller Herzen kennst, zeige an, welchen du erwählt hast von diesen beiden, dass er diesen Dienst und das Apostelamt empfange, das Judas verlassen hat, um an seinen Ort zu gehen. Und sie warfen das Los über sie und das Los fiel auf Matthias; und er wurde hinzugezählt zu den elf Aposteln.
Ist euch auch etwas aufgefallen? Jesus verbringt nach der Auferstehung sechs Wochen mit denen, die sich ihm angeschlossen haben und die bei ihm geblieben sind Männer und Frauen, wahrscheinlich über zweihundert Menschen  er redet mit ihnen, aber er klärt nicht die wichtige Frage, wer Judas im Kreis der Zwölf ersetzen soll. Ich finde das bemerkenswert. Jesus hatte bewusst zwölf Jünger ausgewählt, zwölf als enge Vertrauten berufen. Wäre es da nicht zu erwarten gewesen, dass er gleich in den ersten nach der Auferstehung, Judas Stelle neu besetzt, die Gruppe wieder die symbolische Anzahl erhöht?
Lukas erzählt uns davon, dass diese Frage in den Tagen nach der Himmelfahrt von Jesus noch offen, noch ungeklärt war. Ich glaube, das ist kein Zufall, sondern ganz bewusst so. Das letzte Mal, als ich meine Gedanken mit euch teilen durfte, habe ich eine Brücke zwischen Himmelfahrt und der Schöpfung geschlagen. Heute möchte ich da anknüpfen: Gott hat uns geschaffen als Gegenüber mit Wert, mit Würde und mit Wahlfreiheit.
Wir haben die Wahl. Wir dürfen und sollen in unserem Leben Entscheidungen treffen als Einzelne und als Gemeinschaft. Das ist Gottes Plan. Er setzt Rahmen, entwirft Zukunftsbilder, aber er legt nicht im Vorhinein jeden einzelnen Schritt fest weder für die Entwicklung seiner Schöpfung, noch für die Entstehung seines Reiches, noch für unser Leben. Gott hat uns als Gegenüber geschaffen und uns Freiheit gegeben, die Freiheit, Entscheidungen zu treffen. Das zieht sich vom ersten bis zum letzten Kapitel der Bibel durch. Diese Freiheit ist der Grund, warum die Geschichte zwischen Gott und uns Menschen so verlaufen ist, wie sie verlaufen ist die Autoren der Bibel erzählen uns davon, die Kirchengeschichte spiegelt es wider.
Schauen wir noch etwas genauer hin: Gott hat uns nicht nur Entscheidungsfreiheit gegeben, sondern auch die völlige Freiheit darüber, wie wir unsere Wahl treffen, wie wir zu Entscheidungen kommen spontan oder wohl überlegt, unserem Bauchgefühl folgend oder nach langem Abwägen von pro und contra, am Ende einer kurzen oder langen Diskussion, mit oder ohne Vorauswahl, nachdem wir es mit unserer Familie und/ oder Freunden besprochen und beraten haben, durch einen demokratischen Prozess, anhand von festgelegten Kriterien, nach einem kurzen oder intensiven Gebet, also nach Rücksprache mit Gott, auf Empfehlung eines Vertrauten oder per Los. Alles ist möglich, alles ist erlaubt auch die Kombination mehrerer Möglichkeiten. Ich habe die Wahl, auch die Wahl des Wegs zur Entscheidung und das finde ich persönlich super.
Schauen wir an dieser Stelle in den Abschnitt der Apostelgeschichte, den ich vorgelesen haben: Die Jünger entscheiden über folgende Wege:
  • Sie legen Kriterien fest:1) einer von den Männern – 2) einer, der die ganze Zeit über dabei war, alles Wichtige miterlebt hat – seit Jesu Taufe durch Johannes bis zum Himmelfahrtstag
  • Sie treffen anhand dieser Kriterien eigenständig eine Vorauswahl: Und sie stellten zwei auf: Josef und Matthias
  • Sie beziehen anschließend Gott in die Entscheidung mit ein: Sie beteten und sprachen: Herr, der du aller Herzen kennst, zeige an, welchen du erwählt hast von diesen beiden.
  • Sie entscheiden per Los.
Ich finde das spannend. Die Wahl geschieht im Zusammenspiel von Gott und Mensch. Gott verlangt weder, dass ich jede Entscheidung mit ihm abspreche, schon gar nicht, dass ich meine Wahlfreiheit, mit der er mich geschaffen hat, an ihn zurückgebe, aber er hat auch nichts dagegen, wenn ich ihm die Entscheidung überlasse. Wir dürfen entscheiden, aber wir müssen es nicht immer. Und wir dürfen z.B auch ohne einen langen Abwägungsprozess das Los entscheiden lassen oder würfeln.
Ich erinnere mich noch gut an den Samstagnachmittag im November als Jens anrief. Ich habe ihn am Ende seines Studiums für einige Monate als Mentor in dieser Umbruchsituation seines Lebens begleitet. Er rang mit einer Entscheidung und wollte meinen Rat. Er erzählte mir, was ihn bewegte und vor welcher Wahl er sich gestellt sah. Ich hörte zu, stellte Fragen und gewann dabei mehr und mehr den Eindruck, sein Herz hatte schon längst eine Entscheidung getroffen, aber sein Verstand war noch nicht soweit. Da es um eine Herzensangelegenheit ging, gab ich ihm nur folgenden Rat: „Würfel' einfach! 1, 2 und 3 bedeuten 'ja'. 4, 5 und 6 bedeuten 'nein'.“ Er fand den Vorschlag erst einmal irgendwie komisch. „Sollte ich nicht mehr darüber beten?" „Klar, kannst Du machen. Dauert nur länger als würfeln." „Darf man das denn als Christ?" „Ja, Gidion legte ein Vlies aus. Die Jünger warfen das Los, um den Nachfolger von Judas zu wählen. Du kannst darauf vertrauen, dass Gott es Dir durch die Würfel zeigt – oder mit den Würfeln." „Was meinst du denn mit mit den Würfeln?" „Nun, Du würfelst eine vier und denkst, Mist, warum nicht eine zwie oder eine eins. Dann weißt du, du hast dich schon längst entscheiden, dich nur noch nicht getraut, diese Wahl zu treffen." 
Und sie warfen das Los über sie und das Los fiel auf Matthias; und er wurde hinzugezählt zu den elf Aposteln.
Mich ermutigt diese kleine Episode aus dem Anfang der Apostelgeschichte, weil sie mir bewusst macht, wie großartig Gott uns geschaffen hat – als Gegenüber mit Wert, mit Würde und mit Wahlfreiheit.

Ein großer Change

Apostelgeschichte 2,41: Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.

 

3.000 – 3.000 neue Mitglieder. Das wäre eine Schlagzeile im Licher Wochenblatt: Erweckung in Lich in Coronazeiten - 3.000 Menschen entscheiden sich für ein Leben mit Christus. Die evangelische und die katholische Kirche vermelden eine große Eintrittswelle – und auch bei der ChristusGemeinde haben sich über 150 Menschen gemeldet und einen Mitgliedsantrag gestellt, darunter viele Familien mit Kindern, etliche, die die Christusgemeinde aufgrund des Sprach-Cafés kennen. 
Welche Gedanken löst eine solche Nachricht bei Dir aus? Wir wünschen uns ja seit Jahren, dass wir als Gemeinde hineinwirken in die Stadt mit unseren Aktionen – SportCamp, Mithilfe beim Deutschlernen, Kunst und Kultur – und unseren Gottesdiensten. Versöhnt.Vielfalt.Leben, Welche Gefühle löst eine solche Nachricht bei Dir aus? Freude? Begeisterung? Unbehagen? Ein mulmiges Gefühl? 
150 Menschen, die auf einen Schlag Mitglieder werden wollen – das wäre ein großer Change, das würde einen gewaltigen Veränderungsprozess bei uns auslösen. Alles würde plötzlich anders. Viele Fragen stünden auf einmal im Raum – und Ängste. 
150 Menschen, die auf einen Schlag Mitglieder werden wollen – das wäre eine große Sache, das würde einen gewaltigen Change Prozess bei uns auslösen. Alles könnte sich plötzlich verändern. 
Wir Menschen bewerten jede Veränderung. Veränderungen, die wir selbst anstoßen in der Regel positiver, aber diese Veränderung käme ja von außen. Wir bewerten Veränderung aus zwei Perspektiven: Empfinde ich es für mich als positiv oder negativ? Empfinde ich es für die Organisation –  also den Staat, die Firma, den Verein –  in unserm Fall die Gemeinde als positiv oder negativ? Es gibt also vier Möglichkeiten:
  1. Ich empfinde eine solch große Veränderung sowohl für mich als auch für die ChristusGemeinde als positiv
  2. Ich empfinde eine solch große Veränderung für mich als positiv, aber für die ChristusGemeinde als negativ
  3. Ich empfinde eine solch große Veränderung für mich als negativ, aber durchaus für die ChristusGemeinde als positiv
  4. Ich empfinde eine solch große Veränderung sowohl für mich als auch für die ChristusGemeinde als negativ
Aus vielen Veränderungsprozessen weiß man, mit welcher Häufigkeit die Möglichkeiten auftreten. Was denkst du, wie groß die Gruppen sein werden?
Ich verrate es dir? Bei fast allen Veränderungsprozessen empfinden 10 % die Veränderung für sich selbst und auch für die Organisation als positiv und 10 % die Veränderung für sich selbst und die Organisation als negativ. 80 % verteilen sich auf die beiden anderen Möglichkeiten – wie, das hängt stark von der Art der Veränderung ab.
Warum erzähle ich euch das? Nicht, weil ich glaube, dass wir uns aktuell darauf einstellen müssen, dass in den nächsten Wochen tatsächlich 150 neue Mitgliedsanträge im Gemeindebriefkasten liegen – was eigentlich schade ist. Nein, es gibt dafür andere Gründe: Zum einen, weil Veränderungsprozesse bestimmten Regeln folgen – und es gut ist, diese zu kennen. Denn wir befinden uns aktuell mit der Diskussion über die neue Satzung, mit unserer Suche nach einer Pastorin oder einem Pastor, mit den Überlegungen, ob und wenn ja, welchen Bund wir uns anschließen wollen sowie der anstehenden Ältestenwahl gleich in mehreren Veränderungsprozessen.
 
Wichtig in Veränderungsprozessen ist es zum Beispiel, regelmäßig zu kommunizieren, alle Befürchtungen und Ängste zu benennen, ernst zu nehmen und darüber ins Gespräch zu kommen. Zum anderen, bekommt ihr damit einen kleinen Einblick in meinen Berufsalltag als Leiter der Stabsstelle Unternehmenskommunikation.
Aber zurück zur Apostelgeschichte, Kapitel 2, Vers 41b: ... und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen. 
Eine riesige Veränderung für den Kreis der Apostel. Aber Gott mutet sie den Aposteln zu, denn er hat ein großes Ziel: Er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Deshalb hat er seinen Jüngerinnen und Jüngern den Missionsbefahl gegeben.
Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Nicht als Selbstzweck, sondern um den Missionsbefahlt besser erfüllen zu können, stiftet Gott die Ur-Gemeinde. Und über die heißt es in Apostelgeschichte 2,42:
Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.

Glaube und Biografie

Apostelgeschichte 8,27-8: Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hof der Kandake, der Königin von Äthiopien, ihr Schatzmeister, war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten. 28 Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja.

siehe "Meine Predigten"


"MIT HUNDERT TEXTEN DURCH DIE BIBEL"

Für das Buch "100" habe ich die Texte zu den "Glaubensbasics" geschrieben: Von Gott ...

... ausgesucht / ... verändert / ... ausgestattet / ... angeleitet / ... angenommen.


CREA@HOME MOMENTS

 

Im Anschluss an das Jugendmeeting CREA! "RELEVANT" in der Schweiz im Juni 2017 gab es für Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch 14 Bibellese-Impulse für den Alltag - zwei von mir:

1. Mose 12,1-3

Gut zu wissen

  • bereits Abrams Vater Terach hatte den Plan, von Ur (heute Irak) nach Kanaan zu ziehen
  • Terachs Familie (Terach, Abram, Sarai und Lot) ließ sich jedoch nach einiger Zeit im Art Har(r)an nieder – sozusagen auf halber Strecke
  • Har(r)an ist ein Ort am Nordrand der fruchtbaren mesopotamischen Ebene (heute Türkei)
  • es "gab" in der Zeit als Abram lebte viele Gottheiten (z. B. Ahn, den Gott des Himmels sowie viele Stadtgötter)
  • man hat aber mit diesen Göttern nicht persönlich gesprochen, sondern die Schutzgottheit der eigenen Familie als Mittler eingeschaltet
  • der Name Abram bedeutet "der herausragende Vater" – Gott ändert den Namen später in Abraham: "Vater vieler Völker"

Ich lese den Text (1 Mose 12,1-3) und denke: Wow – das liegt lange zurück, dass Gott mich so konkret aufgefordert hat, einen bestimmten Ort und eine bestimmte Situation zu verlassen, um woanders neu anzufangen. Damals nach dem Studium – vom Praktikum in Bad Salzuflen nach Gießen zu Campus für Christus ... Liegt lange zurück, aber ich habe es erlebt. Und es war richtig gut! Bevor ich aber ganz in meinen Erinnerungen versinke, frage ich mich, was mir die drei Verse denn heute zu sagen haben - und ich stoße auf den Kern: Gott fordert mich auf, auf ihn zu hören, ihm zu vertrauen und Neues zu wagen. Gemeinsam mit ihm in eine mir noch unbekannte Situation zu gehen. Ich gehe meinen Arbeitstag in Gedanken durch und bleibe bei einer der Mails hängen, die ich noch nicht beantwortet habe. Eine Kollegin fragt, ob ich für sie und ein paar andere neue Führungskräfte eine Schulung zum Thema "Regelbeurteilung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern" durchführen kann. Habe ich noch nie gemacht - völliges Neuland. Und dann schweifen meine Gedanken in die nächste Woche: Eine gute Bekannte, die Integrationshelferin und interkulturelle Trainerin ist, hat mich gefragt, ob ich sie bei der Begleitung eines jungen, homosexuell empfindenden Flüchtlings aus dem Irak unterstützen kann. Mir wird schlagartig klar, es muss nicht immer der große Umzug in eine andere Stadt sein, wenn Gott einen herausfordert, ihm zu vertrauen und Neues zu wagen. Manchmal ist es nur die Begegnung mit einem fremden Menschen - für den ich persönlich in vielfältiger Art zum Segen werden soll und kann.

 

Relevant: Ein Segen zu sein, andere zu segnen - das macht Glauben relevant. Segnen heißt zum Beispiel, einem anderen in Gottes Gegenwart zu stellen oder einem anderen das Gute zu sagen, was Gott über ihn denkt. Segnen kann man eigentlich überall - laut oder leise.

 

Mit welchen Worten würdest Du Deinen Lehrer / Deinen Vorgesetzten segnen? Welche Segnungsworte würdest Du gerne zugesprochen bekommen?

 

 

 

Apostelgeschichte 17,16-21
Gut zu wissen
  • seit 146 vor Christus steht Athen - wie ganz Griechenland - unter römischer Herrschaft
  • die freie Stadt ist ein intellektuelles Zentrum
  • der Areopag ist ein 115 m hoher Felsen inmitten der Stadt, an dem früher der oberste Rat tagte - und der auch so genannt wurde: Aroepag kann also den Ort oder den Rat meinen
  • Epikureische Philosophie: Lebensfreude. Orientiere Dein Handeln daran, was Dir Lust macht. Vermeide Schmerzen.
  • Stoische Philosophie: Enthaltsamkeit. Einem Menschen, der nichts besitzt, kann nichts genommen werden. Vermeide Verluste.

 

Montagmorgen: Gleich nach dem Aufstehen lese ich die Verse in der Apostelgeschichte und nehme sie mit in meinen Arbeitstag. Im Auto starte ich wie immer mein Gespräch mit Gott. Heute denke ich an meine Kolleginnen und Kollegen, die ab und zu mal in die Kirche gehen - so an den Feiertagen -, und an meine Kollegin, die nichts mit Christsein anfangen kann. Und an die Kollegen, die Moslems sind. Zornig bin ich nicht, aber ich bete dafür, dass sie Jesus kennenlernen. Ich habe am Samstag den Film "Die Hütte" gesehen und habe am Sonntag den Gottesdienst in meiner Gemeinde moderiert. Beste Voraussetzungen. Ich nehme mir vor, allen, die mich fragen, was ich am Wochenende gemacht habe, davon zu erzählen. In den ersten zwei Stunden fragt niemand. Auf dem Weg in die Kantine bete ich - ich habe den Eindruck, ich soll aktiver werden. Ist so gar nicht meine Art, einfach on Gott zu erzählen. In der Schlange vor der Kasse stehe ich hinter Klaus. "Wie war Dein Wochenende?", frage ich. "Gut. Und Deines?" "Auch gut - war im Kino." Hurra, ich fühle mich gut. Komisch, dass ich heute den Eindruck habe, etwas Besonderes zu machen - liegt wohl am Bibeltext. "Welcher Film?" Einfacher als ich dachte, denke ich. "Die Hütte." Klaus lacht ... Wir unterhalten uns kurz. Ich erzähle von der Szene, die mich besonders beeindruckt hat. "Mal sehen, vielleicht gucke ich ihn mir auch an." Warum fühlt sich das Gespräch so merkwürdig an? Warum empfinde ich es irgendwie nicht normal, auf der Arbeit über meinen Glauben zu reden? Im Flur treffe ich auf zwei liebe Kollegen aus Marokko. Die reden eigentlich immer selbstverständlich über ihren Glauben. Will ich auch, denke plötzlich. "Mach' es einfach", höre ich Gott in mir lachend sagen. "Okay, dann mal los - aber nicht mehr so krampfig, sondern normal", denke ich - und: "Morgen ist auch noch ein Tag!"

 
Ich habe es gemacht - an einem Montagmorgen im April und danach noch ein paar mal. War aus der Übung - doch Übung macht den Meister. Nun bist Du dran - probiere es einfach aus, wir schon klappen - verlieren kannst Du nichts!
 
Relevant: Wenn das Reden über das, was ich als Christ denke oder mache, nicht mehr etwas Besondere ist, sondern so normal wie über das Wetter oder Fußball zu reden, dann wecke ich vielleicht bei einigen Neugierde. Und mit denen, die neugierig fragen, kann ich dann weiter über Jesus reden. Die coole Herausforderung heißt Lebensstil.
 
Was würde Dein Klassenkamerad / Arbeitskollege auf die Fragen antworten: "Was ist Glück?" und "Wann bist Du glücklich?"